Samstag, 23. Januar 2016

"Room" - Die Oscars 2016

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Hallo ihr Lieben!

Ich habe "Room" gesehen und noch überall Gänsehaut. Dieser Film hat mich wirklich bewegt und beeindruckt und ich würde mich sehr freuen, wenn er dafür auch Ende Februar dementsprechend ausgezeichnet wird.

Der Inhalt
Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das mit siebzehn Jahren von einem Mann entführt, in einen Schuppen eingesperrt und von ihm vergewaltigt wird. Dort hält er sie über Jahre hinweg fest. Sie wird schwanger und bekommt einen Sohn, den sie in dem Schuppen, den sie liebevoll "Room" nennen und worin sie sich ihre eigene kleine Welt aufgebaut haben, aufzieht. Die beiden leben so normal wie möglich. Der Entführer versorgt sie an vielen Abenden mit Essen oder Dingen, die sie benötigen. Im Raum befinden sich ein Bett, das sich Mutter und Sohn teilen. Es sei denn der Entführer besucht sie in der Nacht, dann versteckt sie ihren Sohn Jack im Schrank, in dem sie ihm ein zweites kleines Bett geschaffen hat. Es gibt Tisch, Stuhl, Badewanne und Waschbecken, einen Fernseher, einen kleinen Backofen und ein paar Orte, an denen sie Essen lagern kann. Nachdem Jack fünf Jahre alt geworden ist und seine Mutter versucht hat, ihm einen halbwegs normalen Geburtstag zu ermöglichen (sie bittet um Zutaten, um mit ihm einen Kuchen backen zu können), beschließt sie, dass er alt genug ist, um die Wahrheit zu erkennen und probiert ihm begreiflich zu machen, dass es auch noch eine Welt außerhalb des "Rooms" gibt. Sie, die von ihm Ma genannt wird, beginnt ihm von der Entführung zu erzählen, doch Jack unterbricht sie immer wieder, weil er nicht folgen kann.

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Für ihn ist es unvorstellbar, dass Menschen, Tiere und Natur außerhalb des Fernsehers wirklich existieren können. Er hat zu viele Fragen, begreift nicht, was seine Mutter da redet, doch ein paar Tage später, nachdem er lange genug darüber nachgedacht hat, fragt er noch einmal nach und sie versteht, dass er verstehen will.
Ma nutzt einen Stromausfall zur Bestrafung für ihr Verhalten zu ihrem Vorteil. Sie kocht Wasser auf und erwärmt Jacks Gesicht so lange damit, bis es scheint, als hätte er hohes Fieber. Sie lässt ihn furchtbar krank wirken und bringt ihn dazu, diese Rolle zu spielen.
Als der Entführer nachts endlich den Schuppen mit dem vierstelligen Sicherheitscode aufsperrt, den nur er kennt, will sie ihn dazu bringen, Jack ins Krankenhaus zu fahren, doch er weigert sich. Sie ist entkräftet und furchtbar wütend, dass ihr Plan nicht aufgegangen ist, sodass sie schnell einen neuen entwirft.
Ma bringt ihren Sohn dazu, sich tot zu stellen. Die beiden proben die Szenerie immer wieder. Jack wird von ihr in einen Teppich eingewickelt, macht sich so steif er nur kann und spielt eine Leiche. Als der Entführer den Schuppen betritt, spielt auch die Mutter ihre Rolle gut, da sie weiß, dass es ihre einzige Chance ist. Der Entführer verspricht den Jungen an einem schönen Ort abzulegen, doch Jack und Ma haben den Plan gefasst, dass er sich auf der Ladefläche des Pick-Ups auswickelt, herunter springt, sobald gebremst wird, davon läuft und der ersten Person, die er trifft von seinem Schicksal erzählt.
Leider schafft Jack es nicht ohne die Aufmerksamkeit des Entführers auf sich zu ziehen, zu fliehen, doch er rennt in die Arme eines misstraurischen Hundebesitzers, der nicht davon ablässt, dass etwas nicht stimmt und den Entführer schließlich in die Flucht treibt - der Jack zurücklässt. Die Polizei kommt, nimmt ihn auf und stellt ihm Fragen. Schließlich verrät er genug, dass die Beamtin tatsächlich ausmachen kann, wo sich seine Mutter befindet, die ebenfalls befreit wird. Die beiden werden in ein Krankenhaus gebracht und schließlich von den Eltern aufgenommen, die sich mittlerweile getrennt haben. Die Mutter hat einen neuen Mann, der Vater ist ausgezogen.
Die beiden versuchen im echten Leben anzukommen. Ma versucht sich wieder an Freiheit zu gewöhnen, während Jack alles (selbst Treppenstufen) neu kennenlernt. Sie verzweifelt schließlich und versucht sich das Leben zu nehmen, wird jedoch von ihm entdeckt, ins Krankenhaus gebracht und gerettet. Die beiden beschließen gemeinsam stark zu sein und sich Halt zu geben. Abschließend will Jack noch einmal "Room" sehen und die beiden gehen mit zwei Polizisten zu dem Ort, an dem sie solange festgehalten wurden. Sie verabschieden sich endültig davon.

Meine Impressionen
Das Beeindruckendste, was ich gleich vorweg nehmen muss, sind die schauspielerischen Darstellungen. Ma, gespielt von Brie Larson, und Jack, gespielt von Jacob Tremblay, sind in ihren Rollen beide unglaublich. Nicht jeder Kinderdarsteller ist auch talentiert, trotzdem ziehen sie immer die Sympathien auf ihre Seite. Aber Jacob Tremblay hat mich glauben lassen, dass er Jacks Schicksal erlebt hat. Der Junge hat seine Rolle so überzeugend gespielt, dass er mich ständig zu Tränen gerührt hat. Am besten empfand ich die Szenen, in denen er die neue Welt erkundet hat, einfach aus dem Fenster gesehen hat oder wie er auf Menschen / fremde Dinge reagiert hat. Ich glaube nicht, dass man so etwas in seinem Alter wirklich erlernen kann; das ist einfach Talent. Schade, dass er nicht für einen Oscar nominiert ist. Er hätte es wirklich verdient. Seine Sprache, seine Mimik und Gestik waren so rührend und glaubhaft, dass jeder allein schon deshalb den Film gesehen haben sollte.
Brie Larson. Den Namen habe ich zuvor schon oft gehört, sie aber (insofern ich mich erinnern kann) noch in keinem Film gesehen. Auch sie hat für mich die Rolle sehr glaubhaft verkörpert. Ich denke, dass ihr die Rolle mental viel abverlangt hat und es nicht einfach war, die Szenen zu spielen. Jacob Tremblay hat es ihr sicherlich leichter gemacht. Die Art und Weise, wie sie die Rolle verkörpert hat, war glaubhaft und ehrlich. Sie hat geweint und gelacht und manchmal auch Stärke gezeigt. Ich denke, dass es besonders bei solch einer Rolle schwierig ist, Emotionen und Gedanken nachzuempfinden, da man ständig nur in Tränen ausbrechen möchte. Doch sie hat beim Zuschauer (bei mir persönlich) nicht nur Mitleid, sondern auch viel Verständnis ausgelöst, sodass ich all ihre Emotionen in den jeweiligen Szenen nachempfunden habe. Wenn sie wütend war, war ich es auch. Als sie geweint hat, musste auch ich weinen. Nicht jede Schauspielerin hat dieses Talent und Feingefühl und sie ist diejenige, der ich bis jetzt den Oscar zusprechen würde. Sie ist in der Kategorie der besten Darstellerin nominiert, neben Jennifer Lawrence für ihre Rolle in Joy oder auch Saoirse Ronan für ihre Rolle in Brooklyn. Obwohl ich die beiden zuletzt Genannten auch großartig in ihren jeweiligen Filmen fand, hat Brie Larson dies noch einmal übertroffen. Das liegt ähnlich wie in der Steve Jobs Situation auch daran, was die jeweiligen Rollen hergeben (Ich denke z.B. dass auch Jennifer Lawrence in der Lage gewesen wäre, Ma zu spielen), aber Brie Larson hat es für mich wirklich am meisten verdient.

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Der Film ist ebenfalls für Best Picture nominiert. Ich würde mich freuen, wenn er es schafft, aber ich glaube nicht wirklich daran. Ich denke, dass die anderen Filme bei Best Picture größere Chancen hätten; nicht aufgrund der eigentlichen Chancen, sondern eher was die Mehrheit bevorzugt (z.B. The Revenant.)
Was mir jedoch an dem Film besonders gut gefallen hat, war eigentlich alles. Die Erzählweise war grandios. Man wurde zuerst in den Alltag im "Room" eingeführt, oft hat Jack die Erzählung übernommen und einfach seinen Gedanken freien Lauf gelassen, was ebenfalls viel Verständnis für den intelligenten Jungen beim Zuschauer hervorgerufen hat. Außerdem wurde mit Redewendungen und Begriffen gearbeitet, die Ma und Jack im "Room" benutzt haben und immer wieder in die Handlung eingebaut, sodass man nie den Bezug dazu und die Emotion verlieren konnte.
Die Kameraführung war ebenfalls sehr angenehm, manchmal hat sie die Welt aus Jacks Sichtweise dargestellt, was in diesem Film für mich besonders wichtig war.
Die Besetzung war auch ansonsten gut gewählt. Mutter und Vater von Ma in ihren Rollen überzeugend. Dass der neue Ehemann der Mutter den besten Draht zum Kind aufbauen kann, macht ihn sehr sympathisch und sorgt für freudige Szenen (als Jack z.B. das erste Mal auf den Hund trifft, den der neue Mann der Mutter besitzt), wohingegen Mas leiblicher Vater Jack nicht einmal ansehen kann. Die Mutter versucht - verständlicherweise - viel über die Zeit der Entführung zu lernen, gerät mit Ma aber auch einmal aneinander, weil sie nicht weiß, wie sie mit allem umgehen soll. Viele Szenen, in denen Jack die neue Welt erkundet, haben mich sehr gerührt, da die pure und ehrliche Freude, die Jacob Tremblay darstellen kann, wirklich zu verstehen ist.

Dieser Film ist für mich bis jetzt aufgrund der Emotionalität der Beste der Nominierten, jedoch muss ich sagen, dass viele auch schlecht zu vergleichen sind. Obwohl the Big Short mit einem ernsten Thema umgeht, ist er doch auf seine Art und Weise komödiantisch, wohingegen Room und Spotlight Erschrecken, Furcht, Wut und Trauer beim Zuschauer wecken. Wie sich die Academy da nur entscheiden will, ist mir rätselhaft. Die Entscheidung bei Best Actress sollte jedoch leicht fallen: Brie Larson sollte mit der goldenen Statue nach Haus gehen dürfen. Ich drücke ihr die Daumen.

Danke für's Lesen!

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