Samstag, 30. Januar 2016

"The Danish Girl" - Die Oscars 2016

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Hallo ihr Lieben!

Jetzt ist es endlich Zeit für "The Danish Girl". Ich habe den Film bereits vor einigen Wochen gesehen, habe also doch schon etwas Abstand gewonnen, während ich diesen Post schreibe. Trotzdem kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie mich dieser Film bewegt hat.

Die Handlung ist bei vielen bestimmt schon bekannt. Ein junges Ehepaar, Gerda und Einar Wegener, beide Maler, führen ein typisches Künstlerleben zwischen Inspiration und Frustration in Kopenhagen. Einar springt für seine Frau eines Tages als Model ein, da sie ihr Kunstwerk vollenden möchte und jemanden benötigt, der ihr dabei hilft, während die eigentliche Dame auf dem Bild verhindert ist. Dies ist für ihn einer der ausschlaggebende Momente, in denen er realisert, dass er sich seiner weiblichen Seite hingezogen fühlt. Einar und Gerda durchleben in diesem Film Einars Umwandlung zur Frau, die anfangs mit harmlosen Rollenspielen beginnt, in denen er als Frau verkleidet öffentliche Anlässe besucht und später in zwei Geschlechtsumwandlungen in Deutschland an der zweiten Operation stirbt. Gerda steht ihrem Mann nach anfänglichen Schwierigkeiten, sich mit der Situation zu arrangieren, bei und verlässt selbst in den schwierigen Stunden zum Ende nicht seine Seite.

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Meine Impressionen: Der Gesamteindruck des Filmes war gut. Ich hatte mir, um ehrlich zu sein, mehr erhofft, obwohl ich nicht sagen kann, dass der Film mich kalt gelassen hat. Besonders die schauspielerischen Leistungen haben mich bewegt, worauf ich aber gleich noch einmal gesondert eingehen werde. Ich kannte die Geschichte von Einar und Gerda zuvor nicht, habe mich anschließend jedoch belesen und nun einige Unstimmigkeiten zum Film entdeckt, die ich im Nachhinein doch als entscheidend betrachte. Zum Beispiel habe ich später gelesen, dass Gerda eigentlich lesbisch orientiert war, was ihre Handlungen im Film und auch in der wahren Geschichte gleich unter eine andere Motivation stellt.
Trotzdem wurde die Geschichte der beiden gut und sehr geschmackvoll erzählt. Es gab einen roten Faden, der einleuchtend gezogen wurde und fast keine Szenen, die Zeit- und Lückenfüller waren. Es wurden Eddie Redmayne viele Möglichkeiten gegeben, Einars Verwandlung und Veränderung in Ruhe darzustellen, ohne dass er dabei Text hatte. Das war etwas, was mir gut gefallen hat und in meiner Erinnerung die eindrucksvollsten Szenen widerspiegelten. Obwohl der Film, wie fast alle Oscar-nominierten Filme (obwohl dieser nicht bei Best Picture dabei ist) um die zwei Stunden lang ist, war das in diesem spezifischen Fall etwas sehr Wichtiges. Ich hatte zuerst befürchtet, dass man vielleicht durch die Geschichte durchjagt und den Zuschauer nicht an Einars Gedanken anschließen lässt. Dies war glücklicherweise nicht der Fall.
Die Dialoge als auch die Szenen waren oft sehr emotional, aber sehr passend. Da das ganze Thema des Films einzig und allein mit dem Empfinden einer Person zu tun hat, war dies für mich eher ein Vorteil als ein Nachteil und ich war sehr angetan von den Gesprächen, die Lucinda Coxon (Drehbuch) für die Charaktere geschrieben hat.

Die Schauspieler waren wirklich grandios besetzt. Es hätte keinen besseren Schauspieler als Eddie Redmayne für diese Rolle geben können. Abgesehen von seinem großartigen Talent, was man schon in "The Theory of Everything" entdecken konnte, sich bis ins kleinste Detail in eine Rolle hineinzudenken, hat er für mich auch ein passendes Aussehen gehabt. Ich denke, so oberflächlich das auch klingen mag, dass Aussehen bei der Verkörperung einer solchen Rolle von entscheidender Wirkung ist. Brad Pitt oder Channing Tatum hätten Einar Wegener nicht spielen können. Für mich brauchte dieser Schauspieler etwas Besonderes, vielleicht sogar einen Hauch Feminines und daher empfand ich Redmayne als sehr gute Wahl. Er hat es geschafft, dass ich völlig in die Rolle versunken war, die er auch als Einar gespielt hat, wenn er sich in Lili verändert. Irgendwann habe ich nur noch Lili gesehen und hatte wirklich überraschende Probleme, noch einen Mann zu erkennen. Natürlich lag das auch an Perücken, Makeup und Kleidung, aber Körperhaltung verrät dann doch sehr viel. Für mich war daher auch die emotionalste Szene diese, in der Einar in ein Etablissement geht und eine Frau dabei beobachtet, wie sie sich bewegt und berührt und ihr versucht nachzuahmen.
An seiner Seite Alicia Vikander in der Rolle seiner Ehefrau Gerda. Auch sie hat mich beeindruckt. Ich hatte zuvor noch nie etwas von Alicia Vikander gehört / gesehen, mochte aber ihr Zusammenspiel mit Redmayne und kaufte ihr die Rolle ab. Obwohl man ja in einem Film oft automatisch mit dem Protagonisten mitleidet, habe ich verstanden, als Gerda zum Beispiel Zuflucht bei Einars ehemaligem Jungendfreund sucht und konnte dank ihrer Darstellung gut nachvollziehen, was für eine Herausforderung diese Situation in der damaligen Zeit gewesen sein musste. Sie spielt die Künstlerin ganz anders als er, verkörpert eher den Freigeist, der liebt und lebt und damit eher dem stereotypischen Künstlerbild nacheifert; diese Rolle hat aber auch zu Gerda gepasst. Während sie auch mal mit der Zigarette im Morgenmantel neben dem kleinen Hund vor ihren Leinwänden steht, dabei weint und lacht, sieht man Einar konstant den inneren Kampf an (was jedoch ebenso gut von Redmayne verkörpert wurde).
In den Nebenrollen Amber Heard, die ebenfalls gut in ihren Charakter gepasst hat, doch da man nicht so viel von ihr sieht, kann ich daher auch nicht so viel einschätzen. Sebastian Koch als futuristischer Arzt, der der einzige ist, der Einar Wegener nicht in eine psychiatrische Klinik einweisen, sondern ihm helfen will und die Geschlechtsumwandlungen vornimmt, spielt solide und ausgesprochen glaubhaft die doch eher (in diesem Film) einfache Rolle eines deutschen Arztes Anfang des 20. Jahrhunderts. Jedoch mag ich Koch als Schauspieler spätestens seit "Das Leben der Anderen" sehr und sehe ihn gern auf der Leinwand. Er gehört zu den wenigen Deutschen, die noch so spielen, dass es nicht übertrieben wirkt, aber trotzdem für Hollywood reicht. Schließlich gibt es noch Matthias Schoenarts in der Rolle von Hans, Einars Jungenfreund, der eher begleitend in jeder Szene auftaucht. Nach seiner Einleitung in die Handlung hat er nur noch wenig zu sagen und zu tun, ist aber eine angenehme Stütze für Gerda, die man auch in den letzten, traurigen Momenten des Films als wohltuend empfindet.

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Was natürlich nur aufgrund der Zeit möglich war, in der der Film spielt, waren die großartigen Kostüme (+Maske) und die Szenerie. Es gab einige Szenenwechsel in eindrucksvolle, alte Häuser oder in die beeindruckende Natur, die entweder den Film in seinem Höhepunkt oder in seiner Ruhe unterstützt haben. So zum Beispiel die Krankenhausräume, in denen Einar seine Umwandlung vornehmen lässt. Ich kann schwer beurteilen, ob ein Krankenhaus Anfang des 20. Jahrhunderts so ausgesehen hat, kann es mir aber gut vorstellen. Die Einrichtung des Zimmers, der Aufbau des ganzen Gebäudes hat den Schauer und die Gefahr der anstehenden Operation gut dargestellt und ist somit passend in die Geschichte eingebaut worden.

Alles in allem ein empfehlenswerter Film, der jedoch hauptsächlich durch seine wahnsinnig talentierten Schauspieler glänzt und mit dem Thema der Transgender-Community sehr geschmackvoll eine der ersten bekannten Geschichten erzählt.

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